Whippets - vom Himmelgefallen? Die Historie.

Wie bei fast allen anderen Hunderassen wird viel über die Herkunft der Rasse Whippet spekuliert.

Eine Vermutung ist, dass es sich um eine Hunderasse handelt, die aus dem alten Rom und Ägypten stammt. Es gibt Hinweise in Gemälden, Statuen, Töpferwaren, Wandteppichen und Artefakten, die die Existenz eines kleinen Windhundtyps mit Rosenohren belegen. Das British Museum besitzt Gemälde aus dem Jahr 1350, die einen Hund zeigen, der einem Whippet bemerkenswert ähnelt. So gibt es für die, die glauben, dass der Whippet eine alte Hunderasse ist, eine ganze Reihe von Beweisen, die diese Theorie stützen.

Die zweite Annahme ist, dass sich der Whippet im 18. und 19. Jahrhundert in Nordengland entwickelt hat. Während dieser Zeit in der englischen Geschichte und in dieser Region des Landes war der Durchschnittsbürger entweder ein Bergmann, ein Pächter oder arbeitete in den Mühlen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Reichen besaßen riesige Ländereien, und es ist bekannt, dass diese Ländereien Zwinger besaßen und unter den Hunden, die in diesen Zwingern gehalten wurden, Windhunde waren. Es war früher nur dem Adel vorbehalten Windhunde zu halten, man denke da insbesondere an die wunderbaren großen Meuten von Barsois, die am russischen Hof zur Wolfsjagd eingesetzt wurden. Kleinere Exemplare – eben whippetähnlich – konnte man als Begleithunde der feinen Gesellschaft sehen – auch da gibt es zahlreiche Gemälde, die darauf hinweisen.

Da große Hunde teuer in Haltung und Pflege waren, waren Windhunde für den Durchschnittsbürger einfach keine Option. Es wird vermutet, dass der Whippet wie wir ihn heute kennen, von einigen englischen Bergleuten kreiert wurde, die kleine Windhunde mit Terriern kreuzten. Das Ergebnis dieser Mischung war ein zäher, robuster, agiler kleiner Windhund. Die deutlichen Vorteile der Rasse in ihrer Schnelligkeit und ihrer einfachen Haltung sowie ihre geringe Größe blieben von Wilderern nicht unbemerkt, die den Whippet unter ihren Mänteln oder im Rucksack vor dem misstrauischen Auge des Wächters versteckten, um dann in die Jagdgebiete der Herrschaft zu schleichen, um zu jagen. Ein beliebter Zeitvertreib für die Arbeiter war das sogenannte »Snap-Dog Coursing«.

Dieses Wett-Ereignis fand in einem Gehege statt, in dem Kaninchen und manchmal Ratten freigelassen wurden. Eine Anzahl von Whippets wurde in dasselbe Gehege gelassen und wer die meisten Kaninchen oder Ratten schnappte, hatte gewonnen und dessen Besitzer sammelte dann seinen Gewinn ein. Nachdem dieses grausame Spiel verboten wurde, war das Streckenrennen sehr beliebt und der Whippet wurde als »Rennpferd des armen Mannes« bekannt. Das Ragracing wurde zu einem beliebten Zeitvertreib der Bergleute; der Whippet spezialisierte sich zum Sprinter, er sollte auf kurzen Strecken möglichst hohe Geschwindigkeit erreichen. Die Hunde wurden auf eine gerade Bahn geworfen und rannten dann auf ihre Besitzer zu, die am Ende der Bahn ein Tuch schwenkten. Auch die ersten Wetten wurden auf Hunderennen abgeschlossen. Der Lohn einer ganzen Woche konnte von der Schnelligkeit des kleinen Hundes abhängen, ein schneller Hund war bares Geld wert und ein besonderer Stolz des Besitzers. Der Hund war ein Familienmitglied und jagte zudem noch Kaninchen für das Abendessen. Anfang des 20. Jahrhunderts verlor der Sport immer mehr Anhänger und geriet in Vergessenheit.

Dennoch konnte sich der kleine Windhund durch seine freundliche, menschenbezogene Art und seine einfache Haltung als Familienhund behaupten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchten die ersten ernsthaften britischen Whippet- Züchter auf. Die erste bekannte Erwähnung als Showhund stammt aus dem Jahr 1876 auf der jährlichen Ausstellung »Sporting and other Dogs« in Woodside Park in Darlington.

Es dauerte noch fast vierzehn Jahre, bis der Whippet vom Kennel Club in England anerkannt wurde. Bei seiner Sitzung am 16. April 1890 beschloss der Club fortan, Whippets in sein Zuchtbuch aufzunehmen und sie bei Shows zu zulassen. Der braun-weiße Zuber, geboren 1889, wurde wahrscheinlich 1896 der erste Champion der Rasse, obwohl sich da die Aufzeichnungen nicht schlüssig sind. Eineinhalb Jahrhunderte später steht Zuber immer noch ganz hinten in jedem Whippet- Stammbaum der Welt. 1899 bat eine Gruppe unter der Leitung der Herzogin von Newcastle den Kennel Club, den neu gegründeten Whippet Club als offizielle Zuchtorganisation anzuerkennen. Diesem Antrag gab der Kennel Club statt und die Herzogin wurde die erste Präsidentin des Clubs. Ein Rassestandard wurde festgelegt und noch heute ist Großbritannien das Standard gebende Land. Durch die Gründung des Clubs erwachte auch ein größeres Interesse an der Rasse und die Anzahl der im Zuchtbuch eingetragenen Tiere verdoppelte sich innerhalb eines Jahres. Nach den Weltkriegen, in denen das Zuchtgeschehen fast brach, lag, stiegen dann die Zahlen in den 1950er und 60er Jahren wieder an. Am Ende des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Whippet zu einem beliebten Familienhund mit über 3.000 Registrierungen in Großbritannien pro Jahr.

Wenn man nun den Whippet in Deutschland bis Mitte/Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts nur als reinen »Renner« kannte, so wandelte sich sein Bild grundlegend. Statt auf reine Schnelligkeit legten immer mehr Züchter Wert auf Exterieur und Wesen. Der Satz im Rassestandard: »Ein idealer Begleiter. In hohem Masse anpassungsfähig in häuslicher und sportlicher Umgebung.

Freundlich, anhänglich, ausgeglichen.« fand immer mehr Beachtung und so konnte der Whippet auch als Familienhund populär werden. Es gab nun die ersten Whippets auf Hundeplätzen, die erfolgreich ihre Begleithundprüfung ablegten. Noch wurden und werden sie als »Außerirdische «beäugt aber bis heute gibt es immer mehr Whippetliebhaber, die diese Rasse nicht auf den reinen Rennhund reduzieren, sondern die anderen liebenswerten Eigenschaften zeigen möchten.

Whippets die Agility-Sport machen, diverse Begleithundprüfungen bestehen, ja sogar Fährten-Prüfungen und Ausbildungen zum Suchhund absolvieren, ohne größere Probleme. Die alte Mähr, Whippets seien eben Windhunde und nicht erziehbar wurde längst widerlegt, der moderne Whippet ist ein vielseitiger Begleiter von Singles oder Familien und zu jeder Schandtat bereit.